Stereotype, mit denen Eltern von hochbegabten Kindern im Kindergarten zu kämpfen haben.

Im Laufe der Jahre habe ich viele Eltern kennengelernt, die mit Vorurteilen aus Kitas und Kindergärten zu kämpfen hatten. Einige Beispiele möchte ich hier nennen und diskutieren.

  1. „Ihr Kind ist ein Außenseiter/eine Außenseiterin und unterstützt dies mit einem nicht altersentsprechendem Verhalten“.
    Erklärung: Wenn ein kleines Kind sich in einer Kindergartengruppe anders verhält als andere Kinder der Gruppe und die Erzieher/innen sich mit Hochbegabung nie auseinander gesetzt haben, kann es dazu kommen, dass sie das Verhalten des Kindes versuchen einzuordnen. Da sie während ihrer Zeit in der Ausbildung und bei der Arbeit in der Einrichtung an sich aber eher einmal Kind mit einer Aufmerksamkeitsstörung, einer Wahrnehmungsstörung oder einer Autismus-Diagnose kennengelernt haben, knüpfen sie ihre Kenntnisse an ihre Erfahrungen an, was vorerst nicht zu verübeln ist. Leider sind immernoch sehr viele hochbegabte Kinder fehldiagnostiziert, da es zu wenige Menschen mit Kenntnissen gibt.
  2. „Ihr Kind sortiert so viel. Vielleicht hat es Autismus.“ Erklärung: Viele Hochbegabte mögen Strukturen, denn sie können sich dadurch besser orientieren und verknüpfen Struktur und Ordnung, um ihr Wissen zu vertiefen. Durch das Einhalten von Strukturen fällt es leichter, neues Wissen schneller anzuknüpfen.
  3. „Ihr Kind ist wild und wird handgreiflich im Spiel.“ Erklärung: Die Entwicklung von hochbegabten Kindern verläuft oft asynchron. Das bedeutet, dass sie geistig und kognitiv oft weiter sind als ihre Altersgenossen. Emotional und körperlich allerdings aber noch nicht. Hochbegabte Kinder planen ihr Spiel im Vorhinein. Gleichaltrige spielen frei und vertiefen sich beim Spiel. Das führt oft dazu, dass hochbegabte Kinder frustriert sind, wenn es nicht läuft, wie sie es planen. Stellen Sie sich vor, sie nehmen sich vor am Ende des Tages die Fenster ihrer Wohnung alle sauber zu haben und alle paar Minuten kommt jemand und verspritzt sie Ihnen wieder. Wie fühlt sich das an? Hegt man da nicht den Wunsch, dasselbe zu tun? Vor allem bei Kleinkindern, die ihre emotionalen Grenzen noch nicht kennen und testen, wird einem dann klar, warum dann auch gehauen wird.
  4. „Ihr Kind kann keinen Blickkontakt halten (Deutung Richtung Autismus).“Erklärung: Hier ging es um ein Kind, das in Situationen in denen es wusste, es wird Ärger bekommen, immer weggeschaut hat. Das Kind könnte also genau erkennen, dass es etwas Falsches getan hat und dafür geschimpft bekommen soll und schirmt sich selbst davon ab, indem es einfach weg schaut. Es ist wirklich wichtig, sich die Situationen genau anzuschauen und sie genauestens mit den Erzieherinnen/Erziehern zu besprechen.
  5. „Ihr Kind reagiert nicht, wenn man es anspricht.“ Erklärung: Das Kind ist so ins Spiel vertieft, dass ein eine FLOW Erfahrung macht*. Es ist ihm nicht möglich jetzt zu reagieren oder es weiß genau, was jetzt kommt und hat darauf keine Lust, weil es einschätzen kann, ob es etwas kann oder nicht.
  6. „Ihr Kind ist nicht schulreif. Es kann nicht malen.“ Erklärung: Viele Hochbegabte wissen, dass sie nicht genau das, was sie malen wollen, auch können und daher tun sie es auch nicht. Hochbegabte Kinder denken sehr detailliert und möchten das genau so kreativ auch aufs Blatt bringen. Sie scheitern an den eigenen Fähigkeiten des Zeichnens und lassen es dann einfach solange, bis sie es können.

 

*Flow Hochbegabung

„Flow“ bezieht sich oft auf einen Zustand intensiver Konzentration und Freude beim Ausüben einer Tätigkeit. Hochbegabung kann diesen Zustand begünstigen, da begabte Menschen oft in bestimmten Aktivitäten aufgehen. Die Förderung von Hochbegabung kann durch vielfältige Herausforderungen und anspruchsvolle Aufgaben erfolgen, um einen Zustand von Flow zu unterstützen.

Nach oben scrollen