Hochbegabung und Reize – was hilft?

Bei vielen Gesprächen mit Eltern von Hochbegabten und auch selbst Hochbegabten ist mir aufgefallen, dass das Thema Reize eines der Themen ist, über das man sich länger unterhält. Angefangen mit der Neugeborenenzeit, in der viele Babys exzessiv schreien und sich eine spätere Hochbegabung herausstellt, bis hin zu hibbeligen, unaufmerksam wirkenden Kleinkindern, die im Spiel nie bei einer Sache bleiben, bis zu Erwachsenen, die ständig ihre Jobs wechseln oder bestimmte Kleidungsstücke nicht tragen wollen.

Hochbegabte verarbeiten Reize in der Wahrnehmung anders als normal Begabte. Sie nehmen Reize intensiver wahr, denn häufig geht eine Hochsensibilität damit einher. Festzustellen ist das, wenn Babys schon direkt nach der Geburt mehr wach sind als dass sie schlafen, wenn sie mit den Augen überall sind und dann wegen Überreizung anfangen zu schreien und nicht in den Schlaf finden. Kleinkinder reagieren extrem auf bestimmte Kleidungsstücke, wie Knöpfe an Oberteilen, Gummis an Socken, etc., oder halten sich die Ohren bei normal lauten Geräuschen zu. Wenn ihr bemerkt, dass euer Kind in Menschenmassen aufdreht, wie an einer Kirmes oder Weihnachtsmarkt, und in Kita-Gruppen Schwierigkeiten hat, sich einzufügen, weil es schnell ermüdet, könnte es hochbegabt sein. Bei hochbegabten Menschen ist der Reizfilter anders als bei normal Begabten, und gerade kleine Kinder möchten diese Reize dann irgendwo loswerden. So kommt es manchmal zu sogenannten Übersprungshandlungen. Sie hauen, beißen oder kratzen. Sie könnten Bausteine werfen oder treten, denn sie sind sehr reizoffen und wissen nicht, wohin mit sich und diesen Reizen.

Während ein normal begabtes Kind einfach wegschaut, will ein hochbegabtes genau wissen, was passiert und schaut hin. So sieht es vielleicht Dinge, die es nicht verarbeiten kann. Vielleicht kennt ihr es, wenn ihr eure Kinder abholt in Kita oder Schule und sie erst einmal weinen und völlig außer sich sind. Das könnte ein Anzeichen für eine Hochbegabung sein! Für Außenstehende und Erzieher/Innen ist es nicht einfach zu differenzieren, ob das Kind jetzt gehauen hat, weil es etwas Böses wollte oder weil es einfach übervoll mit Reizen ist. Nicht selten wird bei diesen Kindern schon früh eine Wahrnehmungsstörung diagnostiziert, was ja auch der Fall ist nur aufgrund von Hochbegabung und nicht wegen eines klinischen Störungsbildes, wie beispielsweise Autismus.

Was hilft? Aus meiner Erfahrung heraus haben folgende Dinge geholfen:

 

– Reizreduzierung beim Baby (wenig Besuch, viel Abschirmen in der Trage, weniger Aktionen außerhalb). Klingt blöd, aber hat geholfen!

– Kinderzimmer ausräumen. Nur die nötigsten Spielsachen und Dinge.

– Keine Aktionen in Einkaufszentren, eher den Wald und die Natur bevorzugen.

– Dem Kind den Körper spüren helfen (abrollen mit Igelball, einrollen in eine Decke, schwere Sachen tragen lassen, Yoga…).

– Erst später in die Kita geben mit 2/3 Jahren.

– Von der Kita früher abholen und Mittagsschlaf dringend fokussieren.

– Keine Spielsachen mit lauter Musik und Lichtern.

– Wenig bis keine Medien und wenn, dann ausgewählt (schnelle Bilderfolgen vermeiden).

– Das Kind ernst nehmen und darauf eingehen, wenn es sagt, dass es etwas an der Kleidung stört.

Das sind meine wichtigsten Tipps, die helfen können. Natürlich ist jedes Kind anders und braucht andere Dinge, aber vielleicht helfen diese Tipps auch bei euch.

Nach oben scrollen